Auszug aus dem Kapitel „Einsamkeit“

…………………… Sie befand sich auf einer Plattform, die aus der Wand der riesigen Höhle in großer Höhe hervorstand. Das rote Licht stammte von einem Fluss heißer Lava, der sich quer durch den Boden der Höhle zog. Der Fluss aus Lava hielt die Temperatur in der Höhle seit Jahrhunderten auf einer konstanten Höhe, so dass die Höhle ein idealer Platz für Drachenhorte war, in denen die Jungen schlüpfen konnten. Drachenjunge waren sowohl geistig als auch körperlich voll entwickelt, wenn sie schlüpften – mit Schwanz waren sie bereits so groß wie ein ausgewachsener Homuae.

Sie schickte ihre Gedanken auf die Reise, um Kontakt zu ihren Artgenossen aufzunehmen, aber sie entdeckte nichts. Zu diesem Gefühl der Einsamkeit kam Hunger hinzu. Sie sah sich in der Höhle um. Hier gab es einige alte Drachenhorste wie den ihren, aber kein Anzeichen von Leben. Hinter jeder der Terrassen, auf denen sich die Horste befanden, gab es einen großzügigen Eingang zu den Wohngemächern. Sie ging durch den Gang hinter ihrem Horst und war überrascht. Fast jeder der Räume, die von dem Gang abzweigten, war über und über mit Schätzen angefüllt. Es war ein unermesslicher Reichtum. Dies zeigte ihr aber auch, dass die Höhle seit langer Zeit von niemandem aufgesucht worden war. Weder von anderen Drachen noch von anderen Wesen. Außer den Schätzen gab es wenig zu entdecken. In einem Raum gab es mehrere riesige Schlafstätten und in einem weiteren einen engen Gang, der weit in die Tiefe führte. Auch fand sie zwei Bassins, die aus kleinen Rinnsalen mit frischem Wasser gefüllt wurden. Eines war fast schon ein kleiner Tümpel und dient zur Reinigung, das andere diente als Tränke. Sie nahm einen großen Schluck. Das Wasser war tiefblau, eisig kalt und schmeckte köstlich. Zu jedem Raum gab es einen Lichtschacht, der aus weiter Höhe ein wenig Sonnenlicht in die Räume ließ. Alle Wände waren sehr glatt geschliffen.

Nachdem sie die Schätze genauer angeschaut hatte, kam es ihr vor, als würde etwas aus dem hinteren Raum Kontakt zur ihr knüpfen. Ihre empfindlichen Augen konnten aber nichts außer den Geschmeiden entdecken, die in diesem Raum aufgehäuft waren. Sie ging wieder zum Horst, legte sich hinein und war bald eingeschlafen. Sie träumte von Dingen, die sie eigentlich gar nicht kennen konnte. Sie flog durch eisige Winde zwischen schneebedeckten Berggipfeln, über eine weite Wüste und kreiste dort um einen riesigen Vulkan. Andere Drachen entdeckte sie auch in ihren Träumen nicht. Sie wurde gerufen. Sie wurde mit ihrem Namen gerufen. In dem Moment, in dem sie den Namen träumte, wusste sie, dass es der ihre ist. Maranda! Sie erwachte und befand sich wieder im Jahr 2900 n.d.A.  ................................