Auszüge aus dem Kapitel „Flucht nach Wogende Ebene“

……………………………  Außerhalb der Höhlen der Hornberge war ein sonniger Tag angebrochen und die leuchtenden Strahlen von Sol, die in Lichtbündeln durch die Höhlendecke auf Bergstadt strömten, zauberten Lichtreflexe in den metallhaltigen Staub, der ständig in der Luft der Höhlen lag.

Eines der Lichtbündel verdunkelte sich kurz, als Maranda glitzernd in dessen Zentrum in Richtung der Festung schoss. Sie flog direkt auf den Übungsplatz zu, auf dem Maurah und Fanir unter Tropos Anleitung übten. Die beiden blickten zum Himmel, als Marandas Schatten den hellen Sand verdunkelte und sich Ihnen auf direktem Weg näherte. Maranda raste ihnen entgegen, bremste kurz vor ihnen ab und landete im weichen Sand. Staub und Sand wirbelten auf und umtosten Maurah und Fanir, die beide ihr Gesicht verzogen, als der feine Staub sich mit ihrem Schweiß vermischte und von oben bis unten puderte. Höflich begrüßte Maranda Tropos, der den jungen Neuen Drachen erfreut und eingehend mit seinen ernsten, dunkelbraunen Augen musterte. Aber noch bevor Maranda die Begrüßung zu Ende gesprochen hatte, stand sie mit Maurah und Fanir in gedanklichem Kontakt und berichtete in wenigen Augenblicken, was geschehen war, seit sich ihre Wege getrennt hatten. „…. und redet mich bloß nicht mit Königin an! Ich glaube, es ist besser, wenn dies noch nicht überall verbreitet wird – zumal ich ja eigentlich ein Königinnen-Lehrling bin und die Krönung erst noch erfolgen wird“, schloss sie ihren Bericht mit einem gedanklichen Schmunzeln.

Kurze Zeit später saßen die drei Artefaktträger auf der Terrasse vor Fanirs neuen Gemächern und Tropos erläuterte ihnen, wie er sich ihre gemeinsame Vorgehensweise im Kampf vorstellte. Während Maranda seiner Idee nach ausschließlich offensiv agieren sollte, würden Maurah und Fanir eher defensiv agieren und in Abhängigkeit von der Entfernung zum Gegner dann auch offensiv in den Kampf eingreifen. Insgesamt waren Tropos Planungen über das gemeinsame Kämpfen sehr ausführlich und detailliert und boten für eine Vielzahl von möglichen Kampfsituationen entsprechende Lösungen, die sie in der kommenden Zeit einstudieren würden.

Die Tage vergingen wie im Flug und die drei jungen Magae lernten immer besser, ihre Kräfte gemeinsam einzusetzen und sich gegenseitig zu ergänzen. Sternenstaub, Feuerfreund und Sonnenglut traten dabei immer stärker in den Vordergrund und fügten sich wie Teile eines Puzzles zusammen – jedoch fehlte der vierte Teil und ließ eine Lücke im Verbund. Es kam den drei jungen Magae vor, als wenn sie Abwehrtechniken verwenden wollten, die zur Verfügung stehen müssten, aber nicht vorhanden waren. Schnell erkannten sie, dass an diese Stelle eigentlich das vierte magische Artefakt gehören sollte.

Der Beginn des Sommers und damit der Aufbruch nach Wogende Ebene rückten unaufhaltsam näher. Selbst in Bergstadt konnte man bemerken, dass die Temperaturen auf der Oberfläche von Tarris zugenommen hatten; jedoch sorgte der dicke Fels, der die Stadt umgab, dafür, dass es nie so warm wurde wie an der Oberfläche. Fanir, Maurah und Maranda befanden sich auf der Terrasse vor Fanirs Gemächern. Fanir hatte die wichtigsten Persönlichkeiten von Bergstadt zu einem Essen eingeladen, um Ihnen mitzuteilen, dass er bald aufbrechen wollte. Die drei Magae wollten frühzeitig abreisen, um sich In Wogende Ebene umschauen zu können und um sich bereits im Vorfeld der Versammlung mit den Führern von Tarris unterhalten zu können.

Von der Terrasse aus hatten sie einen hervorragenden Blick auf Bergstadt. Tausende von Lichtern erleuchteten die Stadt und spätes rotes Sonnenlicht strömte durch die Schächte und zauberte rote Lanzen in die Luft. Während die Straßen von Bergstadt bereits im Schatten lagen, ragten die höheren Gebäude, die das rote Licht reflektierten, aus dem Dunkel. …………………………………………

…………………………………………  Maurahs Pfeil flog in einem weiten Bogen durch die klare Abendluft auf das große Geröllfeld zu, das ihren Angriff unterstützen würde. Während sich der Pfeil noch in der Luft befand, sandte Maurah einen zweiten zu den losen Felsbrocken über der Wegkehre, den sie jedoch mit großer Kraft in einem hohen Kreisbogen schoss, sodass er einige Zeit benötigen würde, um zwischen den Felsen einzuschlagen. Der erste Pfeil traf den Boden in genau dem Moment, als die ersten Wrokorks zwei Kehren und ungefähr fünfzig Schritt tiefer das Geröllfeld passierten. Die gemeinsame Energie der jungen Magae und ihrer magischen Artefakte drang über den Pfeil in jeden einzelnen der riesigen Felsbrocken ein und beschleunigte sie mit großem Tempo den Hang hinunter in Richtung der Angreifer. Garsten hatte den Eindruck, dass sich ein großer Teil des Hangs von einem Moment auf den anderen in Richtung Tal bewegte. Sekundenbruchteile später ertönten die ersten Warnschreie der feindlichen Homuae und ihrer Reittiere; es half ihnen jedoch nur wenig, da sich die riesigen Felsbrocken mit großer Geschwindigkeit näherten und kaum Platz zum Ausweichen war. Schnell wurden die Warnschreie zu Schmerzensschreien, als die Felsbrocken Dutzende der Homuae zermalmten und mit sich in die Tiefe rissen. Fanir spürte, dass die Wrokorks versuchten, einen magischen Schutzschild aufzubauen. Auch dieser half ihnen wenig, da die Energie der Felsbrocken einfach zu groß und die Zeit, den Schutzschild zu errichten, zu knapp war. Wie ein Ei zerplatzte die Schutzhülle des Schildes. Maurah konnte sehen, wie einer der Wrokorks zwischen zwei riesigen Felsbrocken zerquetscht wurde. Das schwarz-grüne Blut spritzte durch die staubige Luft, aber es war nicht der einzige Wrokork, der den Felsen zum Opfer fiel. Fanir konnte nicht erkennen, wie viele der Wrokorks gestorben waren, aber acht rannten in Richtung der nächsten Kurve. Nur 30 bis 40 der Homuae konnten ihnen folgen. Alle anderen waren von den Felsbrocken zerschmettert und in die Tiefe gerissen worden.

Als die Feinde fast die Kehre erreicht hatten, löste sich der zweite Felssturz, aber dieses Mal waren die Wrokorks nicht überrascht und reagierten besser. Alle acht streckten ihre Hände in die Luft und in Windeseile bildete sich erneut ein Schutzschild, der aber dieses Mal deutlich stabiler und größer war. Er umspannte grün schimmernd alle Homuae und die Wrokorks und Widerstand der Macht der Felsen. Wie von einer massiven Wand prallten die Felsbrocken geräuschlos von dem Schutzschild ab und nahmen ihren Weg in die Tiefe, ohne Schaden anzurichten. Keiner der Wrokorks oder Homuae wurde verletzt. Als der Staub sich legte, standen sie immer noch dicht aneinandergedrängt in der Kehre und blickten in Richtung der Festung.  …………………………………………